Pressemitteilung
Fallstudie zeigt Bezahlchaos an Europas E-Ladesäulen
Servicewüste E-Mobilität: Gewohnte Kartenzahlung fast nirgends möglich
Berlin, 31.08.2022: Stromtanken gestaltet sich in Europa als absolutes Glücksspiel. In mehr als 9 von 10 Fällen ist das einfache Zahlen mit der eigenen Debit- oder Kreditkarte an E-Ladesäulen unmöglich. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Fallstudie von KANTAR im Auftrag der Initiative Deutsche Zahlungssysteme e.V. (IDZ). Doch mehr als zwei Drittel zukünftiger E-Autofahrer:innen in ausgewählten europäischen Ländern möchten den getankten Strom am liebsten spontan und ohne Datenerfassung mit der eigenen Bankkarte bezahlen1. In der Praxis kommen Verbraucher:innen an öffentlich zugänglichen E-Ladesäulen in Europa jedoch nicht um die Benutzung eines sogenannten geschlossenen Bezahlsystems, zum Beispiel mit betreibereigenen Ladekarten, Apps oder Webseiten mit vorheriger Registrierung herum. Gemeinsam mit weiteren Akteuren fordert die IDZ daher eine verbraucherfreundliche Lösung auf europäischer Ebene.
Spontanes Stromtanken ist in vielen europäischen Ländern unmöglich oder kundenunfreundlich. Vielerorts gestaltet sich der Bezahlvorgang kompliziert und birgt diverse Hindernisse. Das ergab die Auswertung der angebotenen Bezahlmöglichkeiten von 61 Ladesäulenbetreibern mit insgesamt knapp 30.000 öffentlich zugänglichen Ladesäulen in zwölf europäischen Ländern (Deutschland, Niederlande, Italien, Frankreich, Österreich, Schweden, Portugal, Spanien, Polen, Slowenien, Tschechien sowie Griechenland). Untersucht wurden sowohl Angebote im städtischen (40) als auch im ländlichen Umfeld (21).
Geschlossene Bezahlsysteme dominieren in Europa
55 Ladesäulenbetreiber setzen lediglich auf geschlossene Bezahlmethoden wie zum Beispiel betreibereigene Ladekarten, Apps oder Webseiten mit vorheriger Registrierung. Um eine Ladekarte zu erhalten, muss in der Regel ein Vertrag beim Ladesäulenbetreiber abgeschlossen werden. Von den 59 Ladesäulenbetreibern, die das Bezahlen mittels betreibereigener Ladekarte oder der eines Roamingpartners anbieten, statten lediglich 32 Anbieter ihre Ladesäulen zusätzlich mit einem statischen QR-Code aus, welcher das Smartphone auf eine Webseite führt und eine Zahlung erst nach Eingabe der eigenen Zahlungsdaten ermöglicht. Dieser vermeintlich gut gemeinte Service kann betrugsanfällig sein, da QR-Codes mit einem falschen QR-Code überklebt werden könnten. Betrüger:innen könnten so über eine Weiterleitung auf eine gefälschte Webseite sensible Daten oder gar die Zahlung von Verbraucher:innen abfangen.
50 Ladesäulenbetreiber haben zudem eine eigene Lade-App im Repertoire, die zum Starten des Lade- und Bezahlvorganges aber teilweise ebenfalls eine Registrierung bzw. einen entsprechenden Login voraussetzt. Ob über eine App oder eine Webseite, beide Bezahlvorgänge sind kompliziert und für Verbraucher:innen mit Aufwand und Hürden verbunden. E-Autofahrer:innen benötigen in allen Fällen ein Smartphone und eine stabile Internetverbindung. Des Weiteren fiel der Marktforschung auf, dass die angebotenen Apps oder Webseiten lediglich in der Landessprache und nur selten auf Englisch zur Verfügung stehen, sodass der Zugang für Verbraucher:innen weiter erschwert wird. Zudem wurde deutlich, dass in den allermeisten Fällen der Preis pro Kilowatt-Stunde oder Ladevorgang beim Bezahlen mit der Debit- oder Kreditkarte über Apps oder Webseiten deutlich teurer ist als beim Stromtanken mit der betreibereigenen Ladekarte. Spontanes Laden wird so für E-Autofahrer:innen besonders unattraktiv gestaltet.
Lediglich an sechs der untersuchten E-Ladesäulen – zwei in Frankreich sowie je eine in Deutschland, Österreich, Schweden und Polen – war eine spontane Bezahlung mit einer Debit- oder Kreditkarte durch Stecken oder kontaktlos über ein Kartenterminal möglich.
Europaweit einheitliche und einfache Bezahlmethoden als entscheidender Beitrag für die Akzeptanz der E-Mobilität
Für eine breite Akzeptanz der E-Mobilität in der Gesellschaft sind einheitliche, verständliche und vor allem leicht handhabbare Bezahllösungen an E-Ladesäulen notwendig. Verbraucher:innen müssen sich beim Stromtanken auf eine ebenso gut ausgebaute Ladeinfrastruktur mit gängigen Bezahlmöglichkeiten verlassen können, wie sie es vom Tankstellennetz oder auch vom ganz normalen Einkauf an der Ladenkasse kennen – immer wenn der Akkustand es erfordert, ohne zu suchen, diese vorab zu reservieren oder Umwege zu fahren. Die Ergebnisse der Erhebung unterstreichen die bekannten Forderungen, die von mehreren Akteuren getragen werden – wie den Verbänden der Deutschen Kreditwirtschaft, den kommunalen Spitzenverbänden in Deutschland, dem ADAC und dem Bundesverband der electronic cash Netzbetreiber (BecN) sowie der Initiative Deutsche Zahlungssysteme e.V. Gemeinsam setzen sich diese im Rahmen des Gesetzgebungsprozesses zur „Alternative Fuels Infrastructure Regulation“ (AFIR) dafür ein, spontanes Bezahlen mit Debit- und Kreditkarte über ein Bezahlterminal als Mindeststandard an E-Ladesäulen in ganz Europa festzuschreiben.
Mehr Einblicke in die Erhebung erhalten Sie hier.
[1] Online-repräsentative Umfrage von infas quo im Auftrag der Initiative Deutsche Zahlungssysteme unter Kraftfahrzeug-Besitzer:innen von September und November 2021 in Deutschland, Frankreich, Griechenland, den Niederlanden, Polen, Schweden und Slowenien. (Quelle)
Zur Fallstudie
Die Ergebnisse stützen sich auf eine Erhebung von KANTAR im Auftrag der Initiative Deutsche Zahlungssysteme e.V. im Mai und Juni 2022. Zu den erfassten Ländern gehören Deutschland (10 Ladesäulenbetreiber), Österreich (9), Frankreich (8), Italien (6), Schweden (5), Niederlande (4), Portugal (4), Spanien (4), Polen (4), Slowenien (3), Tschechien (2) sowie Griechenland (2). Die Ladesäulen wurden sowohl in Städten (40) als auch in ländlichen Regionen (21) erhoben. Die ausgewählten Länder repräsentieren dabei unter anderem beliebte Urlaubsziele in Europa mit unterschiedlichen Bezahl-Kulturen und einem unterschiedlichen Ausbau der Ladeinfrastruktur. Insgesamt bilden die 61 erfassten Ladesäulenbetreiber eine Anzahl von etwa 30.000 Ladesäulen in Europa ab, welche in den meisten Fällen über 2 bis 3 Ladepunkte pro Ladesäule verfügen. Bei vier der erfassten Ladesäulenbetreiber konnten keine Angaben zur Gesamtanzahl der Ladesäulen erhoben werden.
Angaben der European Alternative Fuels Observatory (EAFO)
Die Anzahl öffentlich zugänglicher Ladepunkte in den erhobenen Ländern kann über die Webseite der Europäischen Beobachtungsstelle für alternative Kraftstoffe (EAFO) eingesehen werden. Sie stellt das wichtigste Referenzportal der Europäischen Kommission für alternative Kraftstoffe, Infrastruktur und Fahrzeuge in Europa dar. Als Vergleichswerte für diese Fallstudie dienen die Angaben aus dem Jahr 2021.
Gemeinsam für die verpflichtende Akzeptanz von Kartenzahlungen an Ladesäulen in Europa
Die Initiative Deutsche Zahlungssysteme e.V. fordert zusammen mit den Verbänden der Deutschen Kreditwirtschaft, konkret dem Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), dem Bundesverband deutscher Banken (BdB), dem Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) und dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) sowie den kommunalen Spitzenverbänden – dem Deutschen Städtetag (DST), dem Deutschen Landkreistag (DLT) und dem Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB) –, dem ADAC sowie dem Bundesverband der electronic cash Netzbetreiber (BecN) den Europäischen Gesetzgeber auf, im Rahmen der Überarbeitung der „Alternative Fuels Infrastructure Regulation“ (AFIR) spontanes Bezahlen mit Debit- und Kreditkarte über ein Terminal als Mindeststandard an allen E-Ladesäulen in ganz Europa festzuschreiben. Eine detaillierte Positionierung zu den gemeinsamen Forderungen im Rahmen der AFIR findet sich hier.
Zur Initiative Deutsche Zahlungssysteme e.V.
Die Initiative Deutsche Zahlungssysteme e.V. mit Sitz in Berlin versteht sich als Netzwerk für Unternehmen und Institutionen, die die bargeldlosen Bezahlverfahren der Deutschen Kreditwirtschaft akzeptieren oder die hierfür notwendige Infrastruktur bereitstellen. Sie bündelt die Interessen ihrer Mitglieder und vertritt sie gegenüber Politik und Medien. Der Verein recherchiert neue Einsatzmöglichkeiten, initiiert Pilotprojekte und unterstützt bestehende Aktivitäten seiner Mitglieder, insbesondere in den Bereichen Marketing, Public Relations und Public Affairs. Bereits seit fünfzehn Jahren beschäftigt sich die Initiative Deutsche Zahlungssysteme e.V. mit dem Bezahlen in Deutschland.
Weitere Informationen finden Sie unter www.Initiative-DZ.de.
Press release
Case study on the barriers to topping up electric vehicles
Service desert e-mobility: Conventional card payment mostly impossible
Berlin, 08.09.2022: Topping up electric vehicles in Europe is a game of chance. At more than nine in ten charging stations, customers are unable to pay using their own debit or credit card. This is one of the findings of a case study conducted by KANTAR on behalf of the “Initiative Deutsche Zahlungssysteme” (IDZ). More than two-thirds of future electric vehicle drivers in selected European countries would prefer to pay for charging spontaneously and without data collection using their own bank card1. In practice, however, consumers at public electric charging stations in Europe are forced to use closed-loop payment systems that often involve proprietary charging cards, apps or websites requiring prior registration. The IDZ and other players are joining forces to demand a consumer-friendly solution at a European level.
In many European countries, topping up spontaneously is impossible or is not customer-friendly. The payment process in many places is complicated and involves various barriers. This is one of the findings of a survey of the payment options offered by 61 charging station operators with a total of almost 30,000 publicly accessible charging stations in twelve European countries (Germany, the Netherlands, Italy, France, Austria, Sweden, Portugal, Spain, Poland, Slovenia, the Czech Republic and Greece). The survey covered operators in urban (40) and rural (21) regions.
Closed-loop payment systems dominant in Europe
55 of the charging station operators surveyed only offer closed-loop payment methods, such as proprietary charging cards, apps or websites that require prior registration. To receive a charging card, customers typically have to conclude a contract with the operator. Of the 59 charging station operators that offer payment using a charging card issued by them or one of their roaming partners, only 32 also include a static QR code on their charging stations to guide customers’ smartphones to a website where they can pay once they have entered their payment details. This well-meaning service is susceptible to abuse because fake QR codes can be stuck over the original codes, allowing fraudsters to guide consumers to bogus websites and gather sensitive data or even intercept payments.
50 charging station operators also offer a proprietary charging app, although some of these require prior registration or a corresponding login before customers can begin the charging and payment process. Regardless of whether they use an app or a website, these payment processes are complicated and involve effort and barriers for consumers; drivers of electric vehicles need to have a smartphone and a stable Internet connection. The market research also found that apps and websites are often only provided in the respective national language and are rarely available in English, making it even harder for consumers to access the charging infrastructure. Furthermore, it was found that, in the vast majority of cases, the price per kilowatt-hour or per charge is significantly higher when paying by debit or credit card via an app or a website than when topping up with a proprietary charging card. This makes spontaneous charging especially unattractive for drivers of electric vehicles.
Only six of the charging stations surveyed – two in France and one in each of Germany, Austria, Sweden and Poland – allowed spontaneous payment by inserting a debit or credit card into a card terminal or using contactless payment.
Simple, standardised payment methods throughout Europe are crucial to acceptance of e-mobility
road-based acceptance of e-mobility in society depends on electric charging stations offering standardised, easily understandable and, above all, easy-to-use payment solutions. When it comes to topping up their electric vehicles, consumers need a reliable, well-developed charging infrastructure with conventional payment options like the ones they use at traditional filling stations or when paying for their everyday shopping – whenever their battery level requires it, and without having to search, book in advance, or make a detour. The results of the survey underline the familiar demands made by various players, including the German banking industry associations, leading municipal organisations in Germany, the ADAC, the German Federal Association of Electronic Cash Network Operators (BecN) and IDZ. Together, they are calling for spontaneous payment by debit and credit card via a payment terminal to be established as a minimum requirement for electric charging stations throughout Europe as part of the legislative process on the “Alternative Fuels Infrastructure Regulation” (AFIR).
More insights into the case study can be found here.
[1] Representative online survey of car owners conducted by infas quo on behalf of IDZ in Germany, France, Greece, the Netherlands, Poland, Sweden and Slovenia between September and November 2021. (Source)
About the survey
The results are based on a survey conducted by KANTAR on behalf of IDZ in May and June 2022. The countries included in the survey were Germany (10 charging station operators), Austria (9), France (8), Italy (6), Sweden (5), the Netherlands (4), Portugal (4), Spain (4), Poland (4), Slovenia (3), the Czech Republic (2) and Greece (2). The charging stations surveyed were located in cities (40) and rural regions (21). The selected countries include popular holiday destinations in Europe with different payment cultures and variations in terms of the maturity of their charging infrastructure. In all, the 61 operators have around 30,000 charging stations throughout Europe, most of which have 2 or 3 charging points per station. Information on the total number of charging stations was not available for four of the charging station operators included in the survey.
Data from the European Alternative Fuels Observatory (EAFO)
The number of publicly accessible charging points in the countries surveyed can be seen on the website of the European Alternative Fuels Observatory (EAFO). The EAFO is the European Commission’s key reference portal for alternative fuels, infrastructure and vehicles in Europe. The reference values for this case study are the figures for 2021.
Working together for mandatory acceptance of card payments at charging stations in Europe
The Initiative Deutsche Zahlungssysteme e.V. together with the associations of the German Banking Industry Committee, specifically the National Association of German Cooperative Banks (BVR), the Association of German Banks (BdB), the Association of German Public Banks (VÖB), and the German Savings Banks Association (DSGV), as well as the leading municipal associations – the Association of German Cities (DST), the German County Association (DLT) and the German Association of Towns and Municipalities (DStGB) –, the German General Automobile Club (ADAC) and the German Association of Electronic Cash Network Operators (BecN) call on the European legislator to establish spontaneous payment by debit and credit card via a terminal as a minimum standard at all e-charging stations throughout Europe as part of the revision of the Alternative Fuels Infrastructure Regulation (AFIR). A detailed position on the common demands within the framework of the AFIR can be found here.
About the Initiative Deutsche Zahlungssysteme e.V.
The Initiative Deutsche Zahlungssysteme e.V. (German Payment Systems Initiative) based in Berlin, sees itself as a network for companies and institutions that accept cashless payment methods of the German credit industry or provide the necessary infrastructure. It bundles the interests of its members and represents them in relation to politics and the media. The association researches new application possibilities, initiates pilot projects, and supports existing activities of its members, especially in the areas of marketing, public relations, and public affairs. The German Payment Systems Initiative has been dealing with payments in Germany for fifteen years. More information can be found at www.Initiative-DZ.de.
Initiative Deutsche Zahlungssysteme e.V.
Elen Anka
Tel.: 030 – 21 23 42 2 – 71
elen.anka@initiative-dz.de
Positionierung zur AFIR
Material zum Download
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Communiqué de presse – Le chaos des modes de paiement aux bornes européennes
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